
Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine beschäftigt gerade ganz Europa. Mėta Kvedaravičiūtė, eine junge Litauerin, die im deutschen Heidelberg studiert, teilt ihre Gedanken zu der erschreckenden Situation.
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Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin eine litauische Studierende an der Universität Heidelberg und will über die Situation in der Ukraine und im ganzen Osten, besonders der in Litauen, sprechen. Was gerade dort passiert ist grausam und unglaublich. Ja, man kann sagen, dass man es hätte erwarten können, es war klar, dass Putin einen Krieg führen wird. Ich war auch vorher der Ansicht: ein Krieg wird stattfinden, die Frage ist nur wann. Aber wenn nun man liest, dass ein Krieg wirklich so gerade passiert, ist das unglaublich. Ich weiß, dass Litauen noch nicht vom Krieg betroffen ist, aber man kann alles von Putin erwarten. Es scheint, als wolle er die Sowjetunion wiederherstellen. Das darf nicht sein! Er ist eine Bedrohung für die ganze Welt und für die Werte, die uns allen so wichtig sind. Wir dürfen nicht zulassen, dass ein Mann sich so verhält. Aber was können wir tun? Es ist klar, dass mit viel Panik wenig erreicht wird. Trotzdem verstehen wir nicht, was die Ukrainer jetzt erleben. Ich kann nur über die Erlebnisse und Stimmung in meiner Heimat sprechen. Ich weiß nicht, ob ich in meinen Ferien zurück nach Litauen kommen kann und darf. Für manche Leute mag ich nun viel zu dramatisch klingen, aber wenn man Putin als Nachbarn hat, kann man nie sicher sein. Meine Familie ist bereit zu fliehen. Wohin? Das ist noch nicht klar, vielleicht hier (nach Deutschland). Aber was kann ich gegen den Krieg tun? Kann ich mehr von Deutschland oder Litauen aus bewirken? Es wurde am Donnerstag (24.02.2022) einen Notstand in Litauen durchgesetzt, der seitdem gilt. Präsident Biden vermutet, dass Putin über die Ukraine hinausgeht und zu einer Bedrohung für andere Staaten werden könnte. Und es besteht eine große Möglichkeit, dass er sich im Baltikum ausbreitet. Litauen ist ein kleines Land. Wir sind klein, aber wir sind vereinigt. Ich weiß nicht, was später noch auf uns zukommen wird, aber ich bin auf alles vorbereitet, gegen Putin, mit meinen Brüdern und Schwestern in Litauen und anderen demokratischen Staaten, die für die Freiheit und Demokratie in Europa stehen, und bereit sind zu kämpfen. Habe ich Angst? Natürlich. Und ich bin nicht die Einzige. Ich weiß, dass viel leichter gesagt als getan ist, konkrete Maßnahmen zu treffen. Allerdings ist es trotzdem wichtig, seine Stimme zu nutzen, vor allem durch die (sozialen) Medien und auf die Situation bzw. den Krieg aufmerksam zu machen. Die Menge an falschen Informationen ist heutzutage im Internet größer denn je. Wir müssen darauf achten nur die verlässlichen und seriösen Quellen zu lesen und alles immer kritisch zu bewerten und zu hinterfragen. Putin will Panik erzeugen, er will die Ukraine als schwach und alleinstehend darstellen. Das ist nicht die Wahrheit und wir dürfen das nicht zulassen. Die Ukraine ist nicht ein Teil von Russland und kein neues Land. Die Ukraine hat eine Geschichte der Staatlichkeit, die bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht. Verbreitet das Wort, steht mit der Ukraine und anderen östlichen Staaten zusammen! Wir sind viele, wir sind vereint und werden uns nicht beruhigen, bis Putins Aggression aufhört. Ich bitte um eurer Verständnis und eure Unterstützung. Wir dürfen nicht neutral bleiben oder nichts tun. Schweigen bedeutet, Putin zu befürworten. Schweigen bedeutet, das Blut der Ukrainer an den Händen zu haben. So viele Menschen wie möglich, müssen sich über die Situation informieren und die Botschaft (über die Events in der Ukraine) weiterverbreiten. Es gibt auch verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten: wir können an Unterstützungsfonds spenden (https://www.blue-yellow.lt/en/), den Flüchtlingen eine Unterkunft oder Verpflegung anbieten und mit ihnen sprechen. Wir dürfen nicht schweigen. Wir dürfen die Ukraine nicht alleine lassen. Für mich ist es besonders wichtig, weil ich nicht allein gegen Putin dastehen will, falls er nach Litauen kommt. Und ich hoffe, dass wir gemeinsam und vereint gegen den Aggressor antreten und dem Krieg ein Ende bereiten können. Zusammen sind wir stärker. Ermutigt eure Regierung, Entscheidungen zugunsten der Ukraine zu treffen und Putin in jeder Hinsicht einzudämmen. Es ist zu spät für Kommunikation und diplomatische Verhandlungen mit ihm. Bleibt nicht passiv! Slava Ukraini und Vienybė težydi (Einheit blüht auf)!
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